Die Marianne-Cohn-Schule ist ein sonderpädagogisches Förderzentrum für den Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“. Die Schülerinnen und Schüler sollen möglichst selbständig die Welt um sie herum erfahren und erkunden. Dabei orientiert sich der Unterricht an ihren Interessen und ihrer Lebenswelt, soll ihre Neugier wecken und ihnen ermöglichen, sich aktiv mit ihrer Umwelt auseinanderzusetzen.
In der Abschlussstufe sind Schülerinnen und Schüler, die das 10. bis 12. Schuljahr absolvieren. Im berufsvorbereitenden Unterricht durchlaufen sie verschiedene schulische Berufsfelder. Im Rahmen dieses Unterrichts werden derzeit acht Werkbereiche bzw. Werkstätten angeboten. Sie werden wie eine kleine Schülerfirma geführt, denn die Jugendlichen lernen auch den Umgang mit Geld, ein Kassenbuch zu führen und Buchhaltung zu betreiben. Und die Planung und der Einkauf von Material wird geübt. Damit werden sie auf ein möglichst selbständiges Leben und Arbeiten vorbereitet. Zudem können die Jugendlichen herausfinden, wo ihre berufliche Zukunft liegen könnte.
Zu den Werkstätten gehört die Wäschewerkstatt „MC Wäsche“. Die funktioniert wie eine richtige Wäscherei: vorsortieren, waschen, trocknen, bügeln, mangeln, zusammenlegen.
An diesem Dienstagvormittag sitzen die Schülerinnen und Schüler um einen Tisch herum, die Aufgaben werden besprochen. Lehrer Jakob Ludwig fragt: Was müssen wir heute machen? Bügeln, kommt die prompte Antwort. Ja, richtig, nickt er und heftet einen Streifen Papier mit Bügeleisen und Mangel an den Arbeitsplan. Aber vorher müssen wir noch etwas anderes machen. Kurzes nachdenken in der Runde. Na, den Trockner ausräumen, sagt er und hält einen Streifen Papier hoch, auf dem eine Waschmaschine und ein Trockner zu erkennen sind. Wer den Text nicht lesen und verstehen kann, erkennt jedoch die kleinen Bildchen.
Den Trockner auszuräumen scheint nicht zu den beliebten Tätigkeiten zu gehören, aber schließlich melden sich Mouin und Luzian. Schnell sind die Wäschekörbe voll und nun müssen die Teile auch noch sortiert werden: Geschirrtücher, Wasch- und Tischlappen, Handtücher. Auch auf den Körben helfen kleine Grafiken, sich zu orientieren. Bei Mouin und Luzian klappt das schon routiniert, obwohl es nicht so einfach ist, Wasch- und Tischlappen auseinanderzuhalten.
Berkay hat sich inzwischen daran gemacht, die sortierten Lappen und Handtücher zu falten. „Ja, das gefällt mir“, sagt er, „weil ich jede Woche was anderes machen kann, mal falten, mal waschen.“ Ob er auch zu Hause dabei hilft? Er schüttelt den Kopf. Yaren hingegen, die gerade Geschirrtücher durch die Mangel laufen lässt, hilft auch der Mutter bei der Wäsche. Die 17-Jährige hat in diesem Jahr schon in der Papierwerkstatt gearbeitet, das habe ihr auch Spaß gemacht.
In einer Ecke stehen die Bügelbretter. Da ist schon Tobias zugange, die Schürzen aus der Hauswirtschaftswerkstatt müssen gebügelt werden. Er legt eine Schürze auf das Brett, streicht sie sorgfältig glatt, ganz langsam. Dann nimmt er das Bügeleisen und fährt langsam über den Stoff. Ups, da ist aber eine Tasche im Weg. Lehrer Jakob Ludwig hilft und zeigt, wie man das Bügeleisen elegant darüber gleiten lässt. Vorsicht bei dem Aufdruck, das ist nicht gut für die Bügelsohle. Berkay hat inzwischen Verstärkung bekommen, Lilith hilft beim Zusammenfalten. Und an der Mangel schiebt Luzian ein Geschirrtuch nach dem anderen zwischen die Walzen, als ob er nie etwas anderes gemacht hätte.
An einer Wand hängen verschiedenfarbige Schnittmuster, denn in der Werkstatt wird auch genäht, Beutel, Stiftetaschen und ähnlich Parktische Utensilien. Einige haben sie beim Sommerfest angeboten, die gingen weg wie warme Semmeln. Nun müssen neue für den Weihnachtsmarkt in der Schule angefertigt werden.
Die drei Stunden sind fast um. Die Trockner sind ausgeräumt, die Wäschekörbe sind leer, die sorgsam gemangelten Geschirrtücher und die gebügelten Schürzen sind zusammengelegt. Geschafft.