You are currently viewing Das “Dorfcafé” gewinnt den 1. Gemeinschaftspreis gegen Einsamkeit 2025

Der Willy-Brandt-Saal im Rathaus Schöneberg war am Abend des 25. November 2025 besonders hergerichtet. An den Tischen vor der Bühne hatten Vertreter*innen von fünf Projekten Platz genommen, die sich in besonderer Weise für sozialen Zusammenhalt, Teilhabe und ein starkes Miteinander im Bezirk einsetzen. Sie waren die Finalisten der Verleihung des 1. Gemeinschaftspreises des Bezirksbürgermeisters von Tempelhof-Schöneberg zur Würdigung von Engagement gegen Einsamkeit 2025. Es ist der erste Bezirk, der eine eigene Auszeichnung geschaffen hat, die Wirken gegen Einsamkeit sichtbar macht und die Bedeutung lebendiger, solidarischer Nachbarschaften hervorhebt.
Insgesamt 18 Einreichungen gab es, aus denen die unabhängige Jury fünf Projekte nominierte. Die Bandbreite der Projekte reichte von niedrigschwelligen Beratungsangeboten, inklusiven Bewegungsformaten und kulinarischen Begegnungen bis hin zu Initiativen, die Nachbarschaftsarbeit stärken, Gemeinschaftsräume schaffen oder marginalisierten Gruppen Sichtbarkeit geben.

Zu den fünf geladenen Projekten gehörten „Eine Prise Menschlichkeit“ von Über den Tellerrand e. V., „Inklusiver Spaziergang und gesundes Essen“ von Wajekama Inklusion gGmbH, „Kiezladen Miteinander“ von Futur:ista e. V., „L-Support“ von L-SUPPORT e.V. und das „Dorfcafé“ von Bolu Ajibawo. Ja, unserer Dorfcafé! Stellvertretend für die Bewohnerinnen und Organisator*innen waren Anna, Halil und Stefan gekommen, mit dabei auch Quartiersmanagerin Varvara. 

Die Preisverleihung wurde von Bezirksbürgermeister Jörn Oltmann eröffnet. Für ihn sei das ein besonderer Moment im Bezirk, betonte er, um die unverzichtbare Rolle von Engagement gegen Einsamkeit im Bezirk hervorzuheben. Das schaffe eine Brücke zwischen der „Strategie gegen Einsamkeit“, die von der Bundesregierung ins Leben gerufen wurde, um Einsamkeit in allen Altersgruppen vorzubeugen und zu lindern, und der Arbeit der Ehrenamtlichen vor Ort. Das geschehe häufig in aller Stille und ohne große Öffentlichkeit, auch deshalb soll der Preis als Anerkennung und zur besseren Sichtbarkeit verliehen werden. Die eingereichten Projekte zeigten deutlich, wie vielfältig und vor allem wirksam dieses Engagement sei. 

Bezirksbürgermeister Jörn Altmann mit dem Gemeinschaftspreis.

Auf das Problem von Einsamkeit machte auch Lisa Paus aufmerksam, Bundesministerin a. D. für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die die „Strategie gegen Einsamkeit“ initiiert hat. Sie verwies darauf, dass Einsamkeit krank machen kann und nicht nur ein Problem von älteren Menschen ist, sondern in zunehmendem Maße gerade auch bei Jüngeren in bedenklichem Maße zunimmt. Sie bedankte sich ausdrücklich bei allen, die dem Thema Aufmerksamkeit widmen und sich für andere engagieren. Dem schloss sich auch Stefan Böltes an, Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg, und wünschte sich mehr Debatten darüber auch in der Politik.

Zwischen den Redebeiträgen, anmoderiert von Christine Fidancan, Beauftragte für Bürgerschaftliches Engagement, sorgte das Duo Bernard Butler & Florian Korty für Unterhaltung, wofür sie viel Applaus erhielten.

Nun wurde es spannend. Die Preisverleihung begann mit den drei dritten Preisen. Zu ihnen gehörte „Inklusiver Spaziergang und gesundes Essen“, „Eine Prise Menschlichkeit“ und „L-Support“. In den Laudationen dazu stellten die Mitglieder der Jury die Projekte vor und dankten ihnen für ihren Einsatz mit einer Anerkennungsurkunde. Dann kamen die ersten beiden Plätze, die mit 500 und 1000 Euro dotiert waren. Am Tisch stieg merklich die Anspannung. Der zweite Platz ging an den „Kiezladen Miteinander“. Etwas ungläubig schauten sich alle an – wir sind auf dem ersten Platz!

Der Bezirksbürgermeister überreicht Halil den Preis, Anna hat den Scheck und Stefan die Urkunde.

Die Laudatio hielt Bezirksbürgermeister Jörn Oltmann. Er erzählte, wie aus der Suche nach einem Hammer in der Nachbarschaft die Idee zum Dorfcafé entstand. Bolu Ajibawo stellte nämlich fest, dass er kaum jemanden kannte und wollte das ändern. Und er hat es geschafft. Über den Aktionsfonds bekam er dafür eine Finanzierung. Zum Dorfcafé kommen inzwischen rund dreißig ganz unterschiedliche Bewohner*innen, die gerne bleiben, weil sie sich dort wohlfühlen und einen Ort für Gemeinschaft gefunden haben.

Anna, Halil und Stefan gingen auf die Bühne und nahmen den Scheck über 1000 Euro entgegen, da Bolu an diesem Abend leider nicht dabei sein konnte. Aber er bekommt vom Bürgermeister persönlich die Urkunde zum Preis. 

Halil und Anna knüpfen neue Kontakte.

Anschließend gab es bei einem üppigen Büffet ausreichend Gelegenheit, sich auszutauschen. Immer wieder nahmen die drei Glückwünsche entgegen. „Ich habe das nicht verdient, sondern Bolu, ich bin nur stellvertretend hier“, betont Halil. „Ich war jetzt dreimal dabei und finde es immer noch sehr gut. Das Spannendste ist, dass es so einfach ist, die Leute treffen sich ohne große Organisation. Letztes Mal hat jeder von zu Hause etwas mitgebracht. Und ich habe Stefan kennengelernt und den Mann von Anna und ich glaube, mit der Zeit werde ich noch mehr Nachbar*innen kennenlernen.“ Dem schließt sich Anna an: „Wir freuen uns natürlich total für Bolu, für seinen Mut, Initiative zu ergreifen, und dass er uns dafür entflammen konnte, mitzumachen. Schön, dass das nun so anerkannt wurde. Ich hoffe, das Dorfcafé wächst und gedeiht auch im nächsten Jahr weiter.“