Stolpersteinverlegung in der Schaffhausener Straße

Am 10. Juni 2022 werden um 15 Uhr vor dem Haus in der Schaffhausener Str. 57, der ehemaligen Germanenstraße 102, zwei Stolpersteine für das jüdische Ehepaar Benno und Margarete Mendel verlegt. Dazu wird der Enkel mit seinen Kindern und weiteren Verwandten aus Israel anreisen. Sie würden sich freuen, wenn heutige Bewohnerinnen und Bewohner mit dabei wären.
Benno und Margarete Mendel haben bis zu ihrer Vertreibung in dem Haus in der damaligen Germanenstraße 102 gewohnt. Benno Mendel arbeitete seit 1910 als Getreideagent an der Berliner Börse. Bis 1931 fand man ihn im Berliner Adressbuch als „Getreidehändler“. 1913 heiratete er Margarete Mendel. Die beiden hatten eine Tochter,
Gabriele Jenny Mendel, geboren 1914. Benno Mendel war Mitglied der SPD und Margarete, vermutlich vor ihrer Heirat, Sekretärin von Walther Rathenau, dem späteren Außenminister der Weimarer Republik.
Die Familie lebte zwischen 1914 und 1931 in Charlottenburg, danach zogen sie nach Tempelhof. Da das Getreidegeschäft wegen der Wirtschaftskrise nicht mehr so gut lief, war Benno Mendel wohl bis 1939 als Hausverwalter tätig. Seit 1939 mussten sie, wie alle Jüdinnen und Juden, die Zwangsvornamen „Israel“ und „Sara“ tragen. Ihre letzte Adresse im Jahre 1941 war eine sogenannte „Judenwohnung“ in Schöneberg, in die sie ziehen mussten. Auch das entwürdigende Tragen des gelben Sterns blieb ihnen nicht erspart. Sie warteten offenbar immer noch auf eine Fluchtmöglichkeit nach Palästina zu ihrer einzigen Tochter Gabriele, genannt Yella, die bereits 1936 nach Palästina geflohen war.
Am 24. Oktober 1941 wurden sie mit einem der ersten Berliner Transporte ins Ghetto nach Litzmannstadt deportiert. Dort fanden sie kurze Zeit später den Tod, ermordet durch die unsäglichen hygienischen Verhältnisse und die ebenso katastrophale Ernährung.
Margarete starb am 25. Februar und Benno einen Monat später am 25. März 1942.

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